Laufschritt mit dem Sturm

Es ist Freitagmorgen, und die Müdigkeit einer kurzen Nacht war mir noch immer in den Augen. Noch immer begeistert von den Polarlichtern war mir das aber egal. Denn manche Momente sind einfach wichtiger als Schlaf im Leben. Gerade weil man Momente im Leben nicht wie in einer Mediathek abrufen kann.

Nach einem Tag des klaren Himmels, und der Sonne, muss sie der Wind wohl davon geweht haben. Der mich am Vortag noch fast von der Bergspitze geweht hat. Ist der Regen zurückgekehrt. Als ich entspannt mein Frühstück aß und dabei raus, durch das große Fenster in den Tag hinaus sah. Während um mich herum viele weitere Gäste saßen in ihr Essen vertieft oder in Gespräche. Bevor sie in den Tag aufbrachen, und dem Wetter trotzen. Bei all den Dingen die es in der Umgebung zu Erleben und zu Entdecken gab. Wobei egal wie oft man nur an der Straße entlang ging die zum Mt.Ulriken hoch ging. Es immer jemanden gab, der gerade herunter kam oder gerade hinauf wollte. Und wenn man nur vorbei ging, es einen irgendwie fragte : warum kommst du eigentlich heute nicht hoch gelaufen ?

Der Regen hatte gerade eine kurze Atempause eingelegt, und hatte sich in ein leichtes nieseln verwandelt. Während ich die ersten Meter raus aus dem Hostel wagte auf die Straße. Also GPS Uhr an und los. Auch wenn die Frische mich gleich wach küsste, und in die Glieder fuhr. Wenn ich einfach los laufe werde ich sie schon hinter mir lassen. Oder hoffentlich schnell außer Puste bringen, so das ich oben hoffentlich etwas gewärmter ankomme. Dann wenn es garantiert noch etwas kühler sein wird. Hmm will ich dann wirklich nach oben ? Ich hätte ein Argument dagegen. Wahrscheinlich das größte für Frostbeulen wie mich. Kälte, was selbst wenn man es einzeln Buchstabiert nicht besser klingt. Aber bei Eiskalten Getränken hier schreien, hmm….dann doch lieber los in ein eiskaltes Abenteuer. Denn schließlich kann man von unten ja nicht sehen, ob oben wirklich Schnee liegt und wieviel. Zu mal am Ende ja nur das zählt was auf Strava steht. Und zu kalt hat da leider noch nie gezählt.

So das ich die Ausredensuche endlich aufgab bevor mir noch kälter wurde. Oder war es die Vernunft, nicht so lange stehen zu bleiben bis man doch endlich erfroren war. Die ersten Schritte gingen doch erschreckend locker, auch wenn ich hoffte das mich keiner erblickte. Während ich mit einer Gopro am Selfiestick versuchte den Berg her zu werden. Hätte man nicht als Läufer aus dem Flachland schon genug zu tun mit dem Berg, muss man das auch noch auf Video festhalten. Was es am Ende nicht besser machte. Weil man zu keinen Zeitpunkt so schlecht gucken konnte wie es einen ging. Man darf gerne sterben aber doch bitte Lächeln dabei. Gerade wenn es eigentlich den ganzen Lauf nur Bergauf geht. Und man so gut wie keinen Meter mal richtig ohne Steigung nach vorne kommt. Aber wer auf seinem weichen Kissen und der kuschligen Decke gerne mal von Trailläufen träumt, auf den Rücken von Bergen die Aussichten preis geben die einen Atemlos machen. Wie man es wohl in diesem Moment auch sein wird. Von wurzligen Geläuf und steinen die auf dem weg liegen. Fast so als wollen sie einen sagen : verwende die Steine, die dir das Leben in den Weg legt, um dein Fundament zu stärken. Und wenn ich euch eines sagen kann, Steine gibt es hier so einige. Direkt hinter der Teerstraße, kleine Steine, bis aus dem Kiesweg die Steine erwachsen wurden. Um zu großen Steinernen Treppenstufen zu werden. Dann wollen wir mal den Erfolg erklimmen.

1333 Stufen, könnte ich mir Namen merken, würden mir so viele einfallen, würde ich ihnen Namen geben. Aber man kann ja auch anonym fluchen, oder bis zu welcher Stufe würdet ihr kommen, wenn ihr unten anfangt zu zählen ? Ich hätte zu sehr Angst das ich oben ankomme mit einer ganz anderen Zahl, um mich dann zu fragen : an welcher Stelle ich mich verzählt hätte.

Noch immer nieselte es leicht, bis die tropfen sich so langsam in leichten Graupel verwandelten. Und die Treppen etwas matschiger wurden. Man merkte sofort auch das es gleich etwas kälter wurde, als man um die Ecke kam und der Wind einen High five gab. Du auch hier, willst du wirklich weiter, oben ist noch kälter. Tatsächlich schien er die frage aber nur wenigen zu stellen, denn den ganzen Weg hinauf sammelte ich nur vier weiter ein die den Berg hoch wollten. Mit meinem Selfiestick in der Hand, werden sie sich wohl gedacht haben : jetzt drehen die Touristen vollkommen durch. Aber es schneit und wenn ich das jetzt nicht festhalte glaubt mir das doch wieder niemand. Gerade doch wo ich gesagt habe, ich fliege in den Norden weil es im Süden schneit. Aber ja, manchmal weiß man halt nie. Es hätte ja auch gut sein können, das in Innsbruck auf einmal der ganze weiße Zauber schon wieder vorbei ist. Aber keine Ahnung dafür ist es hier gerade zu schön. Oben endlich angekommen, in einer Mischung aus tief hängenden Wolken und Schnee. Aber wenn der Berg gerade in der Wolke liegt, woher kommt dann der Schnee, wenn der Schnee eigentlich aus der Wolke kommt. Das jemand vergessen hat sein Wanderparadies aufzuräumen, war es auf jedenfalls nicht. Denn am Tag zuvor lag hier noch nichts. Nur richtig angenehm war es grad halt auch nicht, so das ich doch guckte den weg nach unten wieder zu finden. 1333 Stufen aus Felsbrocken, teils mit Schneematsch oben so das man am Anfang erstmal ganz gut rutschen lassen konnte bergab. Denn runter kommen sie bekannter maßen alle.

Auch wenn man sich jedes mal ganz schön konzentrieren musste, um nicht daneben zu treten weil man nur noch Stufen sah. So als würde man blind davon werden. Zumal der Fall noch nicht mal weich werden würde, da nach dem Stein, kam der Stein, ist der Stein. Und so gut hatte ich die letzten Wochen nun auch nicht gegessen, das da auch irgendwas Polstern würde. Das war halt der Krampf des Minimalismus, je weniger du mitnimmst, umso schneller bist du oben……über das runter haben wir nie gesprochen. Aber keine Angst irgendwie runtergekommen bin ich ja schon, weil sonnst könntet ihr das ja nicht lesen. Und die Frage am Ende wäre auch eher gewesen : hat er sich mit dem Selfiestick erschlagen oder ist er einfach nur langweilig gestürzt. Aber das Läufer ja allgemein verrückt sind, ist glaube auch allgemein bekannt. Denn wer ist schließlich so doof und bezahlt dafür Laufen zu dürfen?

Oder macht ein Training, wenn man eigentlich schon drin die Angst hat, das einen das Dach vom Haus gleich entgegenkommt. Während sich der Baum verbog, und der Regen auf den Dächern tanzte. Aber egal wie das Wetter auch sein mochte, irgendwie sah man hier immer jemanden laufen. Gerade dann wenn man es für ganz gemütlich befand. So als würde sich das schlechte gewissen melden. Aber es können halt bei allen nicht immer die Ausreden reichen, so das sie jetzt mitten im Regen raus müssen. Aber am Ende wird das auch jemand von mir denken wenn sich die Situation umdreht. Vor einer Stunde in einer Regenpause losgelaufen, hing ich am ende am Berg als der Starkregen wieder einsetzte und ich so richtig am Ende war.

Gut wenn man sich da zufällig in einen Tunnel verläuft, durch den Berg. Mit Radweg und Tartanbahn, ich war direkt begeistert. So das mir gleich der Gedanke kam, welche Tunnel der Berliner U-Bahn denn stillgelegt sein um das auch umzusetzen. Unterschied dazu hier war, das hier keine Wand ein Graffiti zierte. Während die Wände an mir vorbeirauschten und die Beleuchtung an der Decke mir mit seinen Farben zeigte wo ich gerade war. Eigentlich zum laufen war es der Himmel. Während der Sturm einen Teilweise mit Windböen bis zu 47 km/h um die Ohren jagte. Das einzigste was hier einen von allen Seiten um die Ohren pfiff waren die Läufer und Laufgruppen. Die an manchen Stellen noch ihre Sachen liegen hatten. Manchmal kann die Welt so einfach sein, wenn man sich keine Gedanken machen muss. Wie beim Laufen eben!

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Bergen?

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Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen….